Seit einigen Stunden sind wir nun in einem neuen Jahr. Und wieder fragen sich viele, was es denn wohl bringen wird? Wir können die Zukunft nicht vorhersehen und auch nur schwer beeinflussen. Aber wir können aus der Vergangenheit lernen und uns so wohl besser auf unsere Zukunft vorbereiten. Und es gibt einiges, was wir für unsere Organisationen aus den letzten Jahren lernen können.
Die Krisen unserer Zeit sind auch nur deswegen Krisen, weil wir uns auf diese Situationen nicht hinreichend vorbereitet haben. Wir dachten wohl, dass wir das Schlimmste mit Corona überstanden hätten, so mussten wir uns mit dem Krieg in der Ukraine auf eine neue Krise einstellen. Zu oft haben ich in den letzten Monaten gehört "Wir leben halt in einer Krisenzeit"; und das klingt für mich so resignativ. Können wir wirklich gar nichts dagegen tun? Klar, eine weltweite Pandemie kann man mit einem sinnlosen Krieg nicht vergleichen. Aber beide Krisen unserer Zeit haben uns gezeigt, dass wir uns zu sicher in unserem Leben fühlten. Eine Pandemie – nicht vorstellbar. Krieg in Europa - undenkbar. Und doch haben einige Organisationen diese schwierigen Zeiten besser überstanden als andere. Welche Organisationsformen sind daher krisensicherer?
Ich bin überzeugt, dass Netzwerkorganisationen ein viel besseres Mittel in Krisenzeiten sind. Sie sind flexibel in ihrem Wandel und können sich auf neue Situationen rascher adaptieren. Selbst wenn ein Knoten im Netzwerk nicht überlebt oder schwach wird, der Rest der Organisation kann weiter funktioniert. Dabei ist es vollkommen irrelevant, ob diese Netzwerke innerorganisational oder intraorganisational existieren – im besten Fall gibt es eine Kombination von beidem. Wie auch immer, Netzwerke sind ein Stabilitätsfaktor in Krisenzeiten.
Wir haben lange (vielleicht zu lange) über Netzwerkorganisationen nur akademisch diskutiert. Erst als Organisationen in den letzten Jahren agile Wertesysteme entwickelten, entstand eine Basis, um Netzwerke erfolgreich in der Realität umzusetzen. Netzwerke brauchen Menschen mit Mut und Offenheit, die selbstverantwortlich agieren und ihr Agieren tourlich reflektieren. Das sind Werte die wir in agilen Organisationen implementieren. Zudem fördern unsere sozio-kognitiven Eigenschaften Netzwerke, weil der Mensch immer schon Verbindungen zu anderen Menschen sucht, und Netzwerke ermöglichen dies in besonderer Form. Hierarchien haben noch nie Menschen motiviert, Netzwerke fördern die Motivation eigenverantwortlich zu agieren.
In diesem Sinne wünsche ich uns im kommenden Jahr mehr Mut und Offenheit neue Organisationsformen auszuprobieren. Oprah Winfrey sagte einst: „Cheers to a new year and another chance for us to get it right“. Dann lasst es uns versuchen es heuer richtig zu machen. 2023 wird das Jahr der Netzwerkorganisationen. Ich finde das sehr spannend und freue mich schon auf neue Erfahrungen!